Biografische Zugänge: Einheit zum Thema Holocaust wird Best-Practice-Beispiel

Den Holocaust im Unterricht behandeln? Keine einfache Sache. Unser Kollege Ceyhan Cüce hat dieses Thema methodisch auf eine besondere Art inszeniert – ein Best-Practice-Beitrag in einem brandaktuellen Unterrichtsratgeber.

Der Holocaust – oder besser: die Shoa (hebräisch für Unheil, Katastrophe) ist fester Bestandteil des Gesellschafts- bzw. Geschichtsunterricht in den Sekundarstufen. Immer wieder aber stehen wir Lehrerinnen und Lehrer vor den Fragen:

Wie vermitteln wir unseren Schülerinnen und Schülern dieses grausamste Kapitel der ohnehin schon grausamen Phase des Nationalsozialismus? Wie schaffen wir Verständnis der Ereignisse und Zusammenhänge, wie erzeugen wir Bewusstsein, Empathie und Verantwortung, ohne die Jugendlichen zu sehr in die Erwachsenenhaltung zu drängen.

Genau hierzu bietet das Heft Holocaust/Shoa im Unterricht, herausgegeben vom Hamburger Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI) und dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH), eine Reihe bewährte wie neue Zugänge für Schülerinnen und Schüler (SuS) zu diesem wichtigen Thema. Daran mitgearbeitet hat auch Ceyhan Cüce, Geografie- und Geschichtslehrer an der Gretel.

Ceyhan Cüce erprobte in seiner 11. Klasse die Methode des „biografischen Zugangs“ zur Geschichte mithilfe des von der jüdischen Gedenkstätte Yad Vashem (Jerusalem) zusammengestellten Unterrichtsbox „Was geht mich Geschichte an? Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten.“

Sechs „Geschichtsalben“ befinden sich in der Box. Es sind wahre Quellen-Schätze, die das Schicksal der damals realexistierenden Protagonisten Stück für Stück auflösen. Die jüdischen Männer und Frauen heißen Gad Beck oder Anita Lasker-Wallfisch.

Sie alle stammen aus nachvollziehbaren europäischen Kulturräumen und: erleben Verdrängung, Verfolgung, Vernichtung. Auch ein ganzes Schiff ist Protagonist. Anhand von drei Passagieren wird die Odyssee der „St. Louis“ und das Schicksal ihrer jüdischen Flüchtlinge nachvollziehbar.

Ceyhan Cüce ging bei seinen SuS in den Projektarbeitsmodus. Ein gewisses Wagnis, denn die SuS agieren nach einem raffinierten Einstieg mehr oder weniger ohne vorgegebenen Rahmen. Sie müssen fortan ihre Arbeit selbst strukturieren, sie sind jetzt Biografie-Forscher, klären die Schicksale anhand des Quellenmaterials wie Briefe, Gegenstände etc. schrittweise auf, präsentieren ihre Ergebnisse, vergleichen und beurteilen.

Insgesamt wird das Unterrichtsprojekt zu einem großen Erfolg. Die SuS, auch die Lernschwächeren, sind engagiert bei der Sache, finden ihre Zugänge zu diesem Thema, entwickeln eigenständiges Interesse, schulen darüber wichtige Kompetenzen. Ceyhan Cüce schreibt über seine Erfahrungen - und wird so Teil des Best Practice-Beispiels im Holocaust/Shoa-Heft.