Handeln statt Wording – Professor für Rassismuskritik an der Gretel

Vorweg muss erwähnt werden: Die Gretel-Bergmann-Schule ist Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage. Und das seit vielen Jahren. Die Auseinandersetzung mit so genanntem Alltagsrassismus ist auch ein Stück Schulalltag. Treffen an der „Gretel“ doch - wie im Stadtteil selbst - viele Kulturkreise und Religionen Tag für Tag aufeinander.

Der Diversity Day, der die vergangenen Jahre immer am Geburtstag (12. April) der Namensgeberin Gretel Bergmann veranstaltet wurde, brachte die Auseinandersetzung mit den Themen Antirassismus, Verschiedenheit und pro Toleranz für alle Schulbeteiligten immer sehr intensiv auf die Agenda. Und das erfolgreich.

Doch die Herausforderungen potenzierten sich im Kleinen wie im Großen in den letzten drei Jahren deutlich, vor allem durch zwei Ereignisse: den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine (seit Februar 2022) und durch den so genannten „7. Oktober“ (2023), an dem die Hamas Israel überfiel. Auch Schule muss derartige historische Einschnitte im Rahmen des Schulalltages und der Schulgemeinschaft verarbeiten.

Es sind manchmal die Sichtweisen von außen, die zu mehr Reflexion und neuen Impulsen führen. Das wissen die PädagogInnen an der Gretel. So wurde ein Mann in die Gretel eingeladen, der einer der gefragtesten Fachleute ist, die es zum Thema Rassismuskritik und Bildung in Deutschland gibt, Prof. Dr. Karim Fereidooni. Fereidooni lehrt an der Ruhr Universität Bochum sozialwissenschaftliche Bildungsdidaktik.

Das Kollegium der Gretel verfolgte am Nachmittag des 16. Aprils 2025 in der Aula der Großen Gretel gespannt den kurzweiligen und trotz Themas durchaus humorvollen 60-minütigen Vortrag des Professors, Titel: Rassismuskritik – Was muss ich wissen? Was kann ich tun? Was kann meine Schule leisten? Was erfuhren die Mitarbeitenden über Rassismuskritik? Hier ein ausgewählter Ausschnitt im unkommentierten Aufzählungsstil:

Alte, überkommende Vorstellungen zu angeblichen Unterschieden der menschlichen Rasse seien weiterhin aktuell, so der Professor. Die Vorstellung von „Farben“ seien „Chiffren“ mit überwiegend rassistischem Kontext. Struktureller Rassismus innerhalb von Institutionen, Parteien und Gesellschaft seien besonders gefährlich. Selbst aktuell genutzte Schulbücher formulierten Schwarzweißdenken. Und: Bildung und Einkommen seien keine relevanten Bestimmungsfaktoren für rassistische Muster. Auch gutverdienende Akademiker würden in Entscheidungssituationen (z.B. Wohnungsvergabe) rassistische Stilmittel nutzen.

Fereidooni offerierte in seinem Vortrag und in der anschließenden Diskussionsrunde diverse allgemeine Angebote sowie konkrete Lösungsoptionen für die Kolleginnen und Kollegen. Zum Beispiel: Eine klare und konsequent praktizierte Haltung der Schule (Code of Conduct) würde sich auf die Schülerinnen und Schüler übertragen. Jeder müsse seine individuelle rassismuskritische Haltung finden. Nicht nur Reden, besonders das Handeln sei nach Fereidooni die zentrale Stellschraube.

Fazit: Fereidooni ist ein ausgewiesener Spezialist in seinem akademischen Forschungsfeld. Dabei spricht er deutlich entfernt vom Elfenbeinturm, nah an der schulischen Realität, praxisorientiert. Sein Besuch war auf jeden Fall ein Gewinn für die Gretel im Kontext einer tragfähigen Vielfaltsgemeinschaft.

Kontakt

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    Donnerstags von 10.00 – 11.15 Uhr sind die Schulbüros nicht besetzt (Teamsitzung).