Es gebe so unfassbar vieles wiederzugeben von diesem Tag. Leider ist dies nur ein Artikel, keine Reportage. Beginnen wir mit einem Zitat von Dominik Bloh. Jede Entscheidung beginnt bei einem selbst, auch die Antworten finden sich genau dort. Bloh, Anfang 30 und Papa, Autor von Unter Palmen aus Stahl – Die Geschichte eines Straßenjungen, war kurz davor, dass "die Straße ihn schluckt "und schaffte es vor allem mit dem ehrlichen Blick auf sich selbst, aus der Obdachlosigkeit zu entkommen.
Soziale Gleichheit, so gibt er seinen Zuhörern aus den Jahrgängen 10 bis 12 mit, sei eines der wichtigsten Herausforderungen der kommenden Dekade. Womit wir beim Thema Gesellschaft wären. Sie ist bunt und vielfältiger geworden. Shweta aus der 11c gibt an diesem Vormittag einen Henna-Workshop für andere Schülerinnen aus verschiedenen Jahrgängen. Sie hofft, dass Vielfalt, egal wie diese aussehe, in naher Zukunft einfach normal ist und akzeptiert wird. So normal, dass niemand mehr darüber reden brauche.
Normalität und Akzeptanz in dieser Hinsicht wünscht sich auch Amma Nwosu, die Interkulturelle Koordinatorin der Gretel. Zusammen mit Schüler:innen des Kurses „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“,Sozialpädagogin Svenja Crookes-Dudziak und Schulleiterin Anja Oettinger organisierte sie mit viel Energie und Herzblut den DiversityDay - einen schulischen Thementag, der Vielfalt und Antidiskriminierung in den Mittelpunkt stellen und sensibilisieren sollte für Haltungen und Alltagsaktionen, die wir alle nicht benötigen, weil sie diskriminieren und weh tun. Sensibilisierung, Reflexion und Empowerment sind Gegenmittel an Gretels DiversityDay, gleichzeitig der 109. Geburtstag unserer Namensgeberin Gretel Bergmann. Sie steht für Toleranz, Mut und Engagement gegen Ausgrenzung.
Das Programmangebot ist, ja, einmalig vielfältig. Die Schüler:innen aus den Jahrgängen 5 bis 12 sowie den IVK-Klassen hatten die Auswahl aus fast 50 verschiedenen Angeboten rund um Vielfalt und Antidiskriminierung. Wie leben Menschen mit Handicap? Wie vielfältig kann Liebe sein? Wie erkenne ich mich und meine Stärken? Wie löse ich Konflikte? Wie schütze ich mich vor Diskriminierung? Wie stärke ich meine kulturellen Wurzeln? Wie überwinde ich Schubladendenken? Wie löse ich Religionskonflikte? Wie funktioniert Gleichberechtigung?
Weitere Angebote steuerten Kultur, Tanz und Sport bei: Klettern, diverse Rollstuhlsportvarianten (z.B. Sit’n’skate), Goal Ball, Capoeira, Hip Hop, Rap, Salsa, Sprachen- und Literaturcafés, Gregs Tagebuch in vier verschiedenen Sprachen, Theaterworkshops, Internationales u.v.m. Die Workshops wurden von Kolleg:innen, Schüler:innen oder externen Experten geleitet und u.a. unterstützt von Soorum (Aufklärungsprojekt zur sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt), Bürger Europas e.V. (interaktives Quiz zu Deutschland international) und Rap for Refugees e.V (Rap Workshop).
Dazu akquirierte Amma Nwosu Gelder von der GEW Hamburg (Fonds gegen Diskriminierung). Überhaupt bewährte sich das Konzept, das bis ins Detail durchdacht war. Sogar sozialpädagogisch betreute „Inseln“, so genannte Safer Spaces gab es an den zwei Standorten der Schule, die Schüler:innen bei Flash Backs Schutz und Gespräch böten. Überall sorgten Infotresen für Übersicht und dafür, die 1000 Schüler in ihre Workshops zu lenken. Das klappte alles völlig komplikationslos.
Bei einem Interview mit der Bergedorfer Zeitung am Ende des Thementages war Amma Nwosu dementsprechend sehr zufrieden. Mit Recht. Konnte sie doch in viele bewegte und glückliche Schüler- und Lehrergesichter schauen. Die Workshops waren offensichtlich ein großer Erfolg. Amma, deren Vater aus Ghana stammt, erzählte auch von ihren eigenen Erfahrungen mit Alltagsrassismus als Kind und Jugendliche. Die hätten sie seinerzeit angetrieben, sich mit Konzepten wie Rassismus und Diskriminierungskritik vor allem in Hinblick auf Schule intensiv zu beschäftigen und wissenschaftlich anzugehen.
In der Tat ist die Idee, bei unseren Schüler:innen Ideen entstehen zu lassen, wie Vielfalt aussehen kann (Anja Oettinger), aufgegangen. Mehr noch. Der DiversityDay in der Gretel-Ausgabe von heute ist ein zeitgemäßes, immer aktuelles und wichtiges Konzept. Es kann eine Blaupause sein für weiterführende Schulen, für Stadtteilschulen und für Gymnasien. Um auch abschließend mit Dominik Bloh zu sprechen, der lange auch in einer gewissen Ausgrenzungslethargie lebte: Wenn du etwas ändern willst, beginne bei dir selbst und bewege dich.
Presse:
GEW Hamburg