Von Leihschuhen, Spaß und Verständnis – Workshop Rollstuhlbasketball

Die Ansage war eindeutig. Ohne Sportschuhe wird kein Rollstuhl gefahren. Adrians Reaktion war missmutig. Doch Trainer Ahmadi reagierte pädagogisch. Ob Adrian Persisch spreche? Adrian lächelt, natürlich. Nachdem die beiden in ihrer Heimatsprache kurz geklärt hatten, wo genau ihre Wurzeln im Iran liegen, flogen die Turnschuhe des Basketballprofi durch den Besprechungskreis in Adrians Schoß. Alle waren nun gerüstet, der Rollstuhlbasketball-Workshop für die 7g konnte starten.

Ali Ahmadi ist der Trainer der BG Baskets Hamburg, die zum HSV gehören. Die Baskets spielen in der Bundesliga und international. Übermorgen ist Ligaspiel gegen Ulm. Dennoch nahm sich Ahmadi am vergangenen Dienstag (12.3.24)  Zeit, in der Sporthalle der Kleinen Gretel gleich drei Workshops für junge Schülerinnen und Schüler nacheinander zu geben. Vor der 7g sind bereits die 7c und unser IVK 7/8 in den Genuss eines Einführungskurses mit dem selbst im Rollstuhl sitzenden Ahmadi gekommen.

Ali Ahmadi, so erzählt er den Schülerinnen und Schülern im Kreisgespräch, erkrankte als Einjähriger an Polio. Die Viruskrankheit, auch Kinderlähmung genannt, lähmte Ahmadi fortan hüftabwärts. In seiner Erinnerung, so Ahmadi, gibt es kein Gehen. Er wurde im Rollstuhl groß. Das hielt ihn aber nicht davon ab, sportliche Ziele zu verfolgen. So kam er früh zum Rollstuhlbasketball, war über Jahre iranischer Nationalspieler, bei vielen Paralympics, zum Beispiel Sydney, Rio oder Beijing, warf Körbe für viele europäische Spitzenclubs.

Dass er nun als Trainer aktiv ist, merkt man. Die Übungen sind durchdacht und erprobt. Als erstes lernen die Schüler das richtige Sitzen im Sportrolli, dann geradeaus oder rückwärts zu fahren, 360 Grad-Drehungen und natürlich auch das richtige Bremsen. Dann kommt der Ball ins Spiel. Einfache Pässe aus dem Stuhl heraus, rollen und prellen, Ballaufnahme vom Boden (verblüffend simpel und elegant) und die ersten Wurfversuche auf die in Normalhöhe hängenden Körbe!

Der Höhepunkt für die Schüler ist natürlich das abschließende Spiel. Die Klasse wird in zwei Teams geteilt – und los geht’s. Es ist kaum zu glauben, mit welcher Begeisterung die Mädchen und Jungen dabei sind. Sie kurven mit ihren Sportgeräten durch die Halle, versuchen ein Spiel aufzuziehen und unter den Korb zu kommen. Die ersten Punkte fallen, großer Jubel! Auch Adrian trifft souverän. Er scheint Talent zu haben für die nicht einfache Koordination von rasantem Rollstuhlfahren und den Basketballskills.

Die Feedbackrunden, am Ende in der Halle und später auch im Klassenraum sind eindeutig: Allen Schülerinnen und Schülern waren absolut begeistert von diesem Workshop. Neben dem reinen Spaßfaktor, der durch ein noch unbekanntes Rollmedium im Kontext mit einer bekannten Ballsportart entstand, erkannten sie die besondere Tiefe dieses Workshops.

Die Sensibilisierung und das Verständnis für Menschen mit Handicap funktionierte so ganz spielerisch. Trainer Ahmadi hatte die Klasse schnell in Herz geschlossen. Auch mit Handicap könne man alles erreichen, sei man ein vollwertiger Mensch, so ihr Fazit. Besonders beeindruckt und begeistert zeigte sich Adrian. „Ali hat mir einfach seine Schuhe geliehen, das war so nett. Diese Sportstunde hat einen Riesenspaß gemacht!“

Organisiert hat die Workshops mit Ali Ahmadi übrigens Sportkollege Patrick Tscherning. Tscherning ist an der Gretel seit mehr als einem Jahrzehnt der Impulsgeber für den Inklusionssport, sorgte 2015 dafür, dass die Gretel den Werner-Otto-Preis für Inklusion verliehen bekam und beschaffte aus diesen Mitteln spezielle Sportrollstühle im Klassensatz. Erst so wurde der Zugang zur spielerischen Sensibilisierung und zum Rollstuhlbasketball für die nunmehr unzählige Schulklassen und Schülergruppen praktisch erst ermöglicht. Sport und Inklusion – in der Gretel seit jeher eine bewegende Verbindung.

Kontakt

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